Am Montag rief die Social Media-Abteilung des Schweizer Konzerns Nestlé zu einem Dialog auf. Unter #FragNestlé sollten User und Konsumenten und Konsumentinnen Fragen stellen, die dann von der Social Media-Abteilung beantwortet würden.
Geplant oder inkompetent?
Ziemlich erwartbar rollte mit den Fragen sofort eine Welle der Kritik auf Nestlé herein: "Warum lasst ihr Kinder verhungern", "Warum hasst ihr Regenwälder? Warum liebt ihr Kinderarbeit? Warum habt ihr ein Monopol für Schokolade und Wasserflaschen?" Schon seit Mitte des Jahres gibt es auf der Unternehmensseite von Nestlé eine Rubrik "Frag Nestlé", wo auf Fragen und Kritikpunkte eingegangen wird. Dazu hatte das Unternehmen Grafiken und Videos vorbereitet. Der Hashtag war quasi nur die begleitete Social Media-Maßnahme, um mehr Aufmerksamkeit für eine vorsichtig vorbereitete Kommunikationskampagne zu generieren. Der Shitstorm war ziemlich sicher also erwartet, aber in Kauf genommen, um eine neue, von "Transparenz" geprägte Unternehmenskultur einzuleiten. Viele Medien bezeichneten die Aktion als PR-Desaster, was vom Unternehmen selbst vielleicht nicht ganz so gesehen wird.
Die Transparenz der Antworten lässt trotzdem zu wünschen übrig, viele der Antworten könnte man auch einfach dem Greenwashing zuordnen. Nestlé führt viele ungesunde Lebensmittel im Sortiment, ihre Antwort darauf ist folgendes weichwaschenes Video:
"Es gibt keine ungesunden Lebensmittel"
Warum gibt es keine ungesunden Lebensmittel? #FragNestléhttps://t.co/8IjRzSQPS2
— Nestlé Deutschland (@NestleGermany) 18. September 2015
Viele Tweets machen auch darauf aufmerksam, dass die Bemühung um einen ehrlichen Diskurs zu diesem Zeitpunkt etwas heuchlerisch daherkommt. Als ein schweizer Journalist mit dem Aufdeckerfilm "Bottled Life" auf Nestlés Machenschaften in der globalen Wasserwirtschaft aufmerksam machte, blockte der Konzern mit dem Statement, es sei "der falsche Film zur falschen Zeit" ab.
Man räumt zwar Fehler ein, die Antworten bleiben aber unkonkret.
.@poockiy Ja, wir haben in der Vergangenheit Fehler gemacht. Aber wir arbeiten kontinuierlich an den Lösungen. http://t.co/ZtHgAkbEqm
— Nestlé Deutschland (@NestleGermany) 21. September 2015
Hier die besten Tweets:
#FragNestle Welche Marken gehören euch alle? Würde gerne wissen, was ich im Supermarkt liegen lassen sollte..
— Andre Teilzeit (@andreteilzeit) 21. September 2015
Glaubt ihr Menschen würden Maggi, After Eight, Wagner und Smarties immernoch kaufen wenn sie wüssten, dass sie von euch sind? #FragNestlé
— Plyspomitox (@xoryps) 21. September 2015
#FragNestlé Seid ihr schlimmer als Monsanto? #boykottiertnestle
— YumYum Nudl (@YumYumNudl) 21. September 2015
@NestleGermany Könnt ihr Nachts schlafen? Uns wie sieht es Morgends aus? Schafft ihr es eurem Blick im Spiegel standzuhalten? #FragNestle
— John Renegade (@john1renegade) 21. September 2015
8'000'000 kg/Year verarbeitetes Aluminium für die Kaffee-Kapsel-Produktion. Ist das wirklich nachhaltig und umweltfreundlich? #FragNestlé
— Tom M. Lehmann (@TomMLehmann) 22. September 2015
Wieso sind amerikanische #Konservative so #gehirnamputiert? #FragNestle Achso,sind die gar nicht, die habt ihr nur bestochen? #climatechange
— Tammo Seppelt (@TammoSeppelt) 22. September 2015
Können die Kinder in der Elfenbeinküste ihre Schulgebühren von der Arbeit bei der Kakaoernte zahlen ? #FragNestle
— artepartep (@Obi1366) 21. September 2015
Ja, wir haben in der Vergangenheit Fehler gemacht. Aber wir arbeiten kontinuierlich an den Lösungen. http://t.co/ZtHgAkbEqm#FragNestlé
— Nestlé Deutschland (@NestleGermany) 21. September 2015