"Das Ereignis" ist packend wie ein Krimi, lebensnah, einfühlsam: Die Geschichte von Anne (jetzt im Kino) dringt direkt unter
die Haut.

Fehlender Zugang zu sicheren reproduktiven Gesundheitsleistungen ist ein kritisches Problem öffentlicher Frauengesundheit. Mit "Das Ereignis" liefert die Filmemacherin Audrey Diwan eine aufwühlende Diskussionsvorlage.
Oktober 2021: Das Ereignis eröffnet das Wiener Filmfestival Viennale und lässt Filmkritiker*innen mit der Protagonistin mitleben, -lieben und -leiden. Die WIENERIN traf Regisseurin Audrey Diwan und Hauptdarstellerin Anamaria Vartolomei zum Gespräch.
Als Zuschauerin verspürt man Schmerz, Lust und Wut der Protagonistin so direkt, dass man von Gefühlen überwältigt aus dem Kinosaal rennen möchte. Welche Reaktionen erwarten Sie vom Kinopublikum?
Audrey Diwan: Jedes Publikum reagiert anders, eine Zuschauerreaktion bleibt jedoch immer dieselbe: Alle sind anfangs überrascht. Die bittere und brutale Realität eines unsicheren Abbruchs ist offensichtlich etwas, womit sich die Zuschauer*innen zuvor noch nicht auseinandergesetzt hatten. Am Ende empfinden alle große Empathie für die Protagonistin.
Was Kunst in der Gesellschaft verändern kann, ist die Art, wie offen wir über ein Thema diskutieren
Denken Sie, dass Abtreibungsgegner*innen, die Ihren Film über unsichere Abtreibung sehen, ihre Meinung ändern?
Diwan: Was im Kopf der Abtreibungsgegner*innen vor sich geht, die meinen Film gesehen haben, kann ich nicht beantworten – aber ich kann darüber berichten, dass wir den Film einem sehr jungen studentischen Publikum in Frankreich gezeigt haben. Ein Student ist aufgestanden und hat gesagt: "Ich stehe dazu, ich bin gegen Abtreibung. Es ist gegen meine Kultur und meine Überzeugung …"
Anamaria Vartolomei: "… aber ich habe angefangen, darüber nachzudenken."
Diwan: Wird er seine Meinung ändern? Das wissen wir natürlich nicht.
Sie haben angekündigt, sich dafür einzusetzen, den Film in Ländern zu zeigen, in denen Abtreibung kriminalisiert wird.
Diwan: Das haben wir definitiv vor. Wir haben den Film in die ganze Welt verkauft und haben sogar einen Filmverleih in Polen. Wir wollen den Film unbedingt auch Leuten zeigen, die nicht mit uns übereinstimmen. Diese Leute müssten erst einmal zustimmen, den Film anzuschauen – er gibt schließlich keine Antworten, sondern wirft Fragen auf. Wir würden gerne darüber reden.
Reproduktive Gesundheit
Fakten und News über reproduktive Frauengesundheit in Österreich
Die Kosten für einen Schwangerschaftsabbruch werden hierzulande nicht von der Sozialversicherung übernommen (medizinische Indikationen ausgenommen) und sind daher privat zu zahlen – anders als z. B. in Frankreich oder Schweden. Medizinisches Personal darf die Durchführung eines Abbruchs aus Gewissensgründen verweigern. Ein medikamentöser Schwangerschaftsabbruch darf in Österreich nur in Spitälern, Ambulatorien oder bei niedergelassenen FachärztInnen für Frauenheilkunde und Geburtshilfe durchgeführt werden. Mifegyne ist rezept- und apothekenpflichtig und darf nur an Krankenanstalten und niedergelassene FachärztInnen für Frauenheilkunde und Geburtshilfe abgegeben werden.