Ein deutsches Immobilienunternehmen spricht über weibliche Vorbilder - und lässt dabei nur Männer zu Wort kommen. Ein früher Fail in der Woche des Frauentages.
Es ist noch nicht Frauentag, aber das Grauen hat bereits begonnen und es trägt dunkle Maßanzüge.
Die Regeln des neoliberalen Finanzkapitalismus Im Patriarchat verlangen vom Mann, dass er die Frau mindestens dreimal im Jahr (Valentinstag, Frauentag, Geburtstag - Muttertag optional) ehren muss. Am besten macht er das mit Schnittblumen und einem blöden Social Media Posting, so die Regel weiter.
Deutsche Immobilienmakler liefern Fail zum Frauentag
Das mit den Schnittblumen bleibt wilde Spekulation, aber einen Teil der Abmachung haben die deutschen Immobilienmakler Engel & Völkers bravourös gemeistert: der fünfköpfige Vorstand spricht in einem PR-Text über seine weibliche Vorbilder. Das sind also fünf weiße Männer, die ein bisserl gönnerhaft über Frauen reden - und zwar besonders die, die im Laufe ihrs Lebens Care-Arbeiten für sie und andere geleistet haben, wie ihre eigenen Mütter und Großmütter. Im Bild dazu stehen sie in ihren Anzügen auf einem Floß, das auf einem überfluteten Hausdach vor dem Hintergrund einer apokalyptisch anmutenden Stadt schwimmt. Warum, das ist noch nicht restlich geklärt.
#Weltfrauentag bei @engelvoelkershq – der Vorstand spricht über weibliche Vorbilder. #8Mhttps://t.co/ld4lIaphfopic.twitter.com/t7pZtCKqeF
— Engel & Völkers (@EVSHNord) 4. März 2019
Für Twitter ist das natürlich ein Riesenspaß, weil die Menschen auf Twitter das Leben oft nur mit Galgenhumor ertragen. Über 500 Kommentare hat das Posting innerhalb kürzester Zeit gesammelt. Bei einem Account mit gerade Mal 46 Followern ist das durchaus beachtlich. Ganz so lieb sind die Reaktionen auf diesen ersten großen Frauentags-Fail nicht - der zugehörige Text auf der Website der MaklerInnen ist vielleicht auch deshalb zwischendurch mal kurz verschwunden. Aber egal, wie der Krimi weitergeht: Uns bleiben immer noch die Kommentare:
Twitter macht sich über deutsche Immobilienmakler lustig
Zuerst sollten wir mal klären: Wo sind die Frauen?
lol sterbe @WieVieleFrauen
— die quati (@KatQuat) 4. März 2019
Sehr beeindruckende #Frauenquote!
— Holger Moller (@holger_moller) 5. März 2019
In diesem Vorstand sind mehr Männer mit dem Namen Christian als Frauen - merkt ihr selbst?
— Fuchs (@LeBlueFox) 4. März 2019
...und andere wichtige Fragen, die so in den Kopf schießen. Wie:
Was ist eigentlich der Plural von „Lauch“?
— Ralph Ruthe (@ralphruthe) 4. März 2019
Nein, das ist die bittere Realität in Deutschland.
— mikeone (@mikeone4uneu) 5. März 2019
Heiliger bimbam 🤦🏼♀️ Ob sie‘s schon gemerkt haben? 🤔
— Sophia Oßwald (@theS_O) 4. März 2019
Doch halt, es geht hier doch um weibliche Vorbilder, oder nicht? Die haben die Herren eh: Ihre Mütter und Großmütter.
5 Männer sprechen über ihre weiblichen Vorbilder und nennen dabei die Frauen, die die #CareArbeit für sie erledigen. 🤮 #Weltfrauentagpic.twitter.com/g0jnKphtEr
— Hannah Hübner (@hannah__vibe) 4. März 2019
Aber man weiß zumindest, woran das Fiasko liegen könnte:
So etwas passiert halt, wenn in der PR auch keine Frau sitzt, die's rettet...
— ((( C.Reicht ))) (@camarelit) 4. März 2019
Und was man daraus lernen kann. Für den nächsten Frauentag!
Und deswegen, meine Damen und Herren, lohnt es sich ein gutes Social Media Team zu haben pic.twitter.com/hoRyjuJOg1
— Natascha St (@Rabid_Glow) 4. März 2019
... Abseits wichtiger Fragen zur Gleichstellung und Repräsentation bleibt natürlich noch zu klären: WAS ZUR HÖLLE SOLL DAS MIT DEM FLOSS?
Das gibt dem ganzen noch optisch den gammeligen Nachgeschmack, den die Message inhaltlich hat. 🤐
— Helen Orgis🚀 (@HelenOrgis) 5. März 2019
der Boden ist Lava
— jakob michal (@JakobMichal) 4. März 2019
Symbolbild für "Das Boot ist voll"?
— Mumpaminkel (@mumpaminkel) 4. März 2019
Damit das auch aufgelöst wäre. Danke, Twitter!
Zur Serie: Der Fail der Woche "zeichnet" regelmäßig besonders sexistische, frauenfeindliche und/oder rassistische Sager oder Internet-Fundstücke aus.

Der Feminismus habe Hausfrauen aussterben lassen, meint FAZ-Autor Rainer Hank. Klarer Fall für einen Fail der Woche.

Der Internationale Frauentag fördert auch dieses Jahr wieder allerlei "gut gemeinte" und skurrile Aktionen zutage.