Als Jill Krause, Autorin des Blogs babyrabies.com und vierfache Mutter, das Foto von Katie Lacer sah, kamen all die Gefühle und Erinnerungen an die Geburten ihrer Kinder und vor allem an jene Frauen, die ihr nach der Entbindung halfen, wieder hoch. Ihre Gedanken fasste sie in einem Facebook-Posting zusammen, das schnell viral wurde. Zahlreiche Frauen haben ihre Geburtsgeschichten und Dankesworte an Ärztinnen, Schwestern und Hebammen in den Kommentaren darunter niedergeschrieben.
"Ich werde nie die Gesichter der Krankenschwestern vergessen, die mir nach der Geburt in das Badezimmer gefolgt sind. Diesen Moment, in dem ich so verletzlich, so müde, ängstlich, zittrig war. Mein geschwollener, leerer Bauch, mein Schamgefühl längst dahin. Sie behandelten mich mit solcher Freundlichkeit und Würde. Mich haben diese Momente gestärkt und darin bestätigt, dass ich tatsächlich ein "Dorf" habe, das mir hilft, auch wenn es nur für kurze Zeit ist, in diesem Badezimmer, auf einer Toilette, während eine freundliche Krankenschwester mir zeigt, wie ich ein Coolpack in meine Netzhosen lege."
Unter Jills Posting, das mittlerweile über 70.000 Mal geteilt und über 8.000 Mal kommentiert wurde, sammelten sich umgehend weitere Erinnerungen an Geburten und jene Menschen, die dabei ein so große Stütze waren.
Gänsehaut: 12 beeindruckende Geburtsfotos

Geburtsfotografie (c) Tamara Wassermann

Geburtsfotografie (c) Tamara Wassermann

Geburtsfotografie (c) Tamara Wassermann

Geburtsfotografie (c) Tamara Wassermann

Geburtsfotografie (c) Tamara Wassermann

Geburtsfotografie (c) Tamara Wassermann

Geburtsfotografie (c) Tamara Wassermann

Geburtsfotografie (c) Tamara Wassermann

Geburtsfotografie (c) Tamara Wassermann

Geburtsfotografie (c) Tamara Wassermann

Geburtsfotografie (c) Tamara Wassermann

Geburtsfotografie (c) Tamara Wassermann
Toll: Diese Frauen zeigen ihre Körper nach der Geburt ihrer Kinder

The Bodies of Mothers © 2014 by Jade Beall
Nach Schwangerschaft und Geburt ist die Figur einer Frau nicht mehr dieselbe: Die Hüften werden breiter, die Haut etwas schlaffer, manchmal bleibt das eine oder andere Kilo nach der Schwangerschaft einfach sitzen oder Dehnungsstreifen zieren den Bauch. US-Fotografin Jade Beall zeigt in ihrem Buchprojekt „The Bodies of Mothers“ selbstbewusste, schöne Mütter, die dazu stehen, dass ihre Körper sich durch Schwangerschaft und Geburt verändert haben. Inklusive Interview mit der Fotografin.
Jade Beall
Autorin und Fotografin des Buches, Jade Beall, nahm dieses Foto fünf Wochen nach der Geburt ihres Sohnes am 12. Februar 2012 auf.
„Ich war schmerzvoll gefangen in einer postnatalen Depression und war unfähig eines der etwa 23 Kilo zu verlieren, die ich in der Schwangerschaft zugenommen hatte. Ich nahm das Foto auch auf, weil ich schlussendlich den Kampf lösen musste, der mich mein ganzes Leben begleitet hatte. Ein Kampf voll von Selbsthass. Mir wurde mein ganzes Leben beigebracht, dass ich mich selbst hassen musste – wegen meiner Röllchen, meiner Pickel und meiner Second-Hand-Kleidung. Ich war davon überzeugt, dass ich mich bemühen sollte, jemand anderer zu werden. Auch die Tatsache, dass ich eine geradlinige Studentin gewesen bin, die Stipendien für Universitäten in der ganzen USA angeboten bekam, konnte daran nichts ändern.“ Die Geburt ihres Sohn war für sie ein großer Wendepunkt in ihrem Leben. Denn damals begann die Fotografin Frieden mit sich und ihrem Körper zu schließen. Sie stellte dieses Bild ins Internet und innerhalb kurzer Zeit wurde es tausende Male geteilt. Sie bekam Rückmeldungen von Müttern, Schwestern, Großmüttern, Mädchen, Männern, die von ihr fotografiert werden wollten. Nahezu nackt und ohne mit Photoshop bearbeitet zu werden. Nachdem Sie bereits 50 Freiwillige fotografiert hatte, stellte sie ihr Projekt mit diesem Video online und begann via Kickstarter Geld für ein Buchprodekt zu sammeln. Und das ist ihr letztendlich auch gelungen. Wir stellen 10 Frauen und Auszüge ihrer Geschichten aus dem Buch „The Bodies of Mothers“ auf diesen Seiten vor.

The Bodies of Mothers © 2014 by Jade Beall
Buchtipp
Das Interview mit Jade Beall:
Was wollten Sie mit dem Buch erreichen?Jade Beall: Ich hoffe, Frauen zu helfen, sie sollen ihre eigene Kraft und Schönheit spüren. Ich will Frauen von dem Gefühl befreien, dass sie glücklicher sind, wenn sie dünner, dicker, reicher sind oder etwa größere Brüste haben. Stattdessen soll jede beginnen sich in ihrem unersetzbar schönen Körper glücklich zu fühlen .
Wann haben Sie sich dazu entschlossen aus den Fotos ein Buch zu machen?
Mir hat es gefallen eine Sammlung von Bildern von verschiedenen Typen von Frauen zusammen zu stellen, die alle Mütter sind. In den meisten Mainstream-Medien werden nur jene Mütter, die rasch wieder auf die Beine kommen, abgefeiert. Ich finde, wir sollte alle gefeiert und vereinigt werden – als Mütter und als Frauen.
Sie waren in Kontakt mit vielen Müttern: Was ist Ihr Eindruck, wie stehen die Frauen zu ihren neuen Körpern nach einer Geburt? Wird dieser als Problem wahrgenommen?
Die meisten Frauen, mit denen ich gesprochen und die ich fotografiert habe, sind sehr verunsichert über die Veränderungen des Körpers, nachdem sie ein Kind zur Welt gebracht haben. Viele davon haben schon davor ein Leben gelebt, in dem ihnen erzählt wurde, dass sie jemand anderer sein sollten oder wie jemand anderer ausschauen sollten, um wertvoll zu sein oder um als schön zu gelten. Ich glaube, dass wenn eine Frau sich nach einer Geburt verändert, sich das nahtlos an dieser Geschichte anfügt, dass wir das Gefühl haben Dinge kaufen zu müssen oder Veränderungen durchmachen zu müssen, um schön zu sein. Ich hingegen sage gerne Veränderung ist schön, Dehnungsstreifen und Falten sind schön und all die Dinge, die mit Photoshop entfernt werden und weswegen wir uns in unserer Kultur schämen. Ich denke, wir sind schön und haben eine lange Geschichte zu erzählen, die „ich-habe-gelebt“-Geschichte.
Sie sind Fotografin. Was macht eine Person in Ihren Augen schön?
Was einen Körper für einen Fotografen schön macht sind die Dinge, die sonst niemand hat: Linien, Male, Hautstrukturen und Größenvariationen sowie all die kleinen Dinge, die uns zu kompletten menschlichen Wesen machen.
Wenn Sie wählen könnten: Würden Sie selbst Ihren Körper vor oder nach der Geburt wählen?
Ich habe mich nicht mehr geliebt seit ich zehn Jahre alt geworden bin. Bevor ich schwanger wurde sah ich dünn und stark aus sowie wesentlich jünger als ich es jetzt tue. Und ich konnte mich nur darauf konzentrieren, dass ich etwa vier bis fünf Kilo abnehmen wollte oder dass meine Haut nicht eben genug oder meine Kleidung nicht gut genug sei. Jetzt fühle ich mich wohl in meinem wertvollen Körper. Ich verschwende keine Zeit mehr damit mich zu hassen oder zu denken, dass ich keinen Erfolg verdiene. Ich habe mich nie schön gefühlt - weder als Teenager, noch als junger Erwachsener. Ich habe nie geglaubt, dass ich etwas Bezauberndes (Anmerkung: wie meinen Sohn) wert gewesen wäre. Das hat sich für mich geändert. Und so, ja, ich werde diesen Körper nach der Geburt mit dem größten Vergnügen behalten.
The Bodies of Mothers von Jade Beall, Green Writers Press, bei Amazon um € 34,95, erscheint am 11. Mai.

The Bodies of Mothers © 2014 by Jade Beall
Anna
34, Mutter von zwei Kindern
„Vor meinen Kindern verbrachte ich viel Zeit damit, mir zu überlegen, ob ich den Idealen einer Frau entspreche. Ich wollte athletisch sein, und weich, drall und dünn, aber ich wollte auch smart, lustig und heiß eingeschätzt werden. Auch wenn mir das heute auch noch wichtig ist, so bin ich doch mehr als nur als eine Frau mit Körper.“
Foto: Jade Beall/The Bodies of Mothers

The Bodies of Mothers © 2014 by Jade Beall
Jane
27, Mutter von einem Kind
„Eine Mutterschaft ist die schönste umformende Erfahrung, wenn wir es erlauben. Für die späte Mattie Lavender (Mutter) und für Baby Mattie Lavender (Tochter), habe ich mich entschieden, meinen Körper von den Mühen zu befreien, ein Ideal eines „besseren Körpers“ erreichen zu wollen. Ich lerne, dass Akzeptanz und liebevolle Betreuung meines eigenen Körpers der beste Weg ist, um weiterhin beide zu lieben.“
Foto: Jade Beall/The Bodies of Mothers

The Bodies of Mothers © 2014 by Jade Beall
Michelle
30, Mutter von zwei Kindern
„Ich erinnere mich an Gespräche mit meiner (Zwillings-)Schwester als wir Teenager waren, in denen wir davon sprechen, dass wir keine Kinder wollen, weil wir nicht mit Dehnungsstreifen wie unsere Mutter enden wollten. ...Ich erinnere mich, als ich sechs Monate schwanger war und meine Hebamme meinen ersten Dehnungsstreifen bemerkte. Ich konnte ihn wegen meines gigantischen Bauches nicht sehen... Sie berührte meinen Bauch so süß, schaute zu mir mit bewundernden Augen und lächelte mir zu, als sie sagte: 'Ich sehe, Sie haben den ersten Dehnungsstreifen. Wie schön! Dieses Zeichen ist der erste Schritt auf Ihrer Reise in die Mutterschaft.' Das war das erste Mal, das jemand Dehnungsstreifen mir in diesem Licht erklärt hat. Die Verwandlung in diesem Moment war ergreifend!“
Foto: Jade Beall/The Bodies of Mothers

The Bodies of Mothers © 2014 by Jade Beall
Dina
30, Mutter von einem Kind
„Ich weiß, dass ich nie wieder die 43-Kilo-Läuferfigur bekomme, die ich davor hatte, aber ich bin trotzdem glücklich, jetzt eine gesunde Yoga- und Bauchtanzmutti geworden zu sein. Ich glaube, ich bin letztendlich an dem Platz, wo ich mich nicht glaube, damit mithalten zu müssen, was mir die Massenmedien als Ideal zeigen. Ich weiß, ich werde nie einen Sixpack, große Brüste und einen großen Po bekommen - und es ist ok für mich. Wir sind alle unterschiedlich und es ist aufregend, wie eine kleine, in dir wachsende Person so viele Gefühle über dich selbst auslösen kann. Ich bin froh, diesen kleinen Bub in meinem Leben zu haben, der mir zeigt, dass das Leben unterschiedlich und schön ist und dass er mich liebt, egal wie ich ausschaue.“
Foto: Jade Beall/The Bodies of Mothers

The Bodies of Mothers © 2014 by Jade Beall
Kristin & Karen
Zwillingsschwestern, jeweils 30, beide sind Mütter von zwei Kindern
Kristin (links): „Die letzten 30 Jahre waren gezeichnet von meinen Unsicherheiten. Ich habe immer mit den Gefühlen gekämpft, nicht gut genug, nicht schön genug und nicht ausreichend in Form zu sein … Als Mutter, Nichte, Schwester, Tochter, Tante, Freundin, Krankenschwester und Pflegerin bin ich eine Frau, eine starke, schöne, hart arbeitende, lustige, talentierte, sorgfältige und mitfühlende Frau. Jede Frau – groß oder klein, dünn oder nicht, dunkel- oder hellhäutig, mit oder ohne Dehnungsstreifen, kleinen Brüsten, weiten Hüften, Falten, einer großen Nase – ist eine Person, eine schöne Person. Diese Dinge definieren uns nicht, sie machen nur jeden von uns schön und einzigartig.“
Karen: „Die Gesellschaft zeigt uns permanent, dass Frauen, nachdem sie Kinder bekommen haben, zurückkommen können und sollen. Ich habe gewartet und gewartet und gewartet auf die Welt, auf dass sie mir zeigt, dass Dehnungstreifen normal sind, dass Nachgeburtsbäuche und -brüste nicht anwidern. Wir brauchen die Mütter der Welt, um aufzuhören, uns auf mit Photoshop bearbeitete Berühmtheiten zu konzentrieren. Stattdessen sollten wir uns auf die Gesundheit unserer Mütter konzentrieren. Intern. Mental. Emotional. Wir müssen anfangen, Frauen zu feiern - und zwar so, wie sie sind. Wir müssen aufhören, einem gesellschaftlichen Ideal hinterherzurennen.“
Foto: Jade Beall/The Bodies of Mothers

The Bodies of Mothers © 2014 by Jade Beall
Ali
31, Mutter von einem Kind
„Ich stehe hier heute, dicker als je zuvor und fange langsam an, mich nicht mehr darum zu kümmern. Ich habe eine Tochter und sie braucht mich, damit ich die beste Person bin, die ich sein kann, völlig ohne Rücksicht darauf wie dick ich bin. Denn sie liebt mich auch ohne Rücksicht. Ich erwische mich nicht mehr dabei den Bauch einzuziehen, da ich mich heute nicht mehr darum kümmere, was andere von mir denken. Meine Tochter ist mein Leben und so lange ich gesund bin, ist es nicht wichtig, wie ich ausschaue. Ich erwische mich noch immer dabei zu sagen 'Wäre ich doch nur dünner...“ in vielen Fällen - aber am Ende des Tages ist keiner davon von Bedeutung.“
Foto: Jade Beall/The Bodies of Mothers

The Bodies of Mothers © 2014 by Jade Beall
Gail
44, Mutter von zwei Kindern
Mein Sohn war nicht leicht, er kam mit 4,5 Kilo auf die Welt. Ich war klein und dünn (zumindest bis zu seiner Geburt). Als mein Sohn geboren worden war, bekam ich Depressionen, habe mich selbst und meinen ruinierten Bauch verachtet. Ich wollte ihn lieben, ich wusste, dass ich es sollte, aber ich konnte ihn nicht als meinen wahrnehmen. Fünf Jahre später wurde bei mir Brustkrebs diagnostiziert. Mein Segen war ein visionärer plastischer Chirurg, der das fehlende Gewebe, das er aus der Brust entfernt hatte, mit den Extrakilos von der Schwangerschaft auffüllte, das ich die Jahre zuvor verflucht hatte.“
Foto: Jade Beall/The Bodies of Mothers

The Bodies of Mothers © 2014 by Jade Beall
Kate
37, Mutter von einem Kind
„Meine Figur nach der Geburt war so dramatisch verschieden von meiner Vor-Schwangerschaftsfigur. Doch mit Tanzen und durch Selbst-Akzeptanz habe ich gelernt, sanfter mit mir selbst zu sein und anzuerkennen, dass ich einen menschlichen Körper mit meinem Körper geschaffen habe und er eben große Anstrengungen und die Geburt hinter sich hat. Ich schätze mich heute selbst glücklich.“
Foto: Jade Beall/The Bodies of Mothers

The Bodies of Mothers © 2014 by Jade Beall
Alysa
39, Mutter von einem Kind
„Kaum nachdem ich Atticus nach Hause gebracht (Anmerkung: den Sohn nach der Geburt), überlegte ich fieberhaft: 'Wie schnell kann ich den Babyspeck wieder loswerden?' Wirklich?!?! Ich bringe ein wunderschönes Kind nach Hause - und gurtete ihn dann in den Baby Björn auf die Brust und sprang auf den Crosstrainer. Jeden Tag um 5 Uhr früh. Ich hasste meinen Körper. Hasste ihn. Hasste mich. Hasste … Wochenbettdepression. Bulimie … Diese Lösung kroch zurück in mein Leben und ich umarmte die Bulimie wie einen guten Freund. Und dann schaffte ich es herauszukommen. Und ich kam zurück zu Yoga ... nicht zum physischen Training. Sondern zum Gefühl des Herzens.“
Foto: Jade Beall/The Bodies of Mothers

The Bodies of Mothers © 2014 by Jade Beall
Shy
40, Mutter von vier Kindern
„Meine Dehnungsstreifen, auch wenn sie das Produkt einer perfekten Schwangerschaft und Geburt waren … lösten in mir das Gefühl aus anders zu sein. Ich fühlte mich entstellt, beschämt und hässlich. Wer sollte mich jetzt noch haben wollen? Mit 17 Jahren? Eine Singlemama voll mit Dehnungsstreifen? … Jahrzehnte nach der Geburt, im vergangenen Jahr, habe ich ein Projekt beendet, von dem ich schon lange geträumt hatte. Und zwar aufgrund meines andauerndes Kampfes mit den Dehnungsstreifen. Ich entschied mich dafür meinen Körper zu verschönern - und ließ mir ein großes Tattoo seitlich am Oberkörper machen. Grund dafür war gleichzeitig die Beeinträchtigung durch die Dehnungsstreifen und gleichzeitig ihre Würdigung.“
Foto: Jade Beall/The Bodies of Mothers