Ah, Muttertag! Der Sonntag im Mai, wo sich die Liebe zur Mama in Blumen und Frühstück ausdrückt - und man bequem darauf vergisst, dass Familienarbeit nicht nur Frauensache sein sollte und von einer gerechten Arbeitsteilung im Haushalt und der Kindererziehung noch lange keine Rede sein kann. Das treibt auf Social Media natürlich so seine Blüten. Eine Auswahl der Schlimmsten.
Begonnen hat ja alles politisch, als Frauenbewegungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts neben Frauenrechten und besseren Bildungschancen für Mädchen auch die Anerkennung der Mütter forderten. Die offiziell anerkannte Begründerin des Muttertages, Anna Maria Jarvis, bekundete ihre Liebe zur eigenen verstorbenen Mutter und Anerkennung für alle Mütter dann ab 1907 mit 500 weißen Nelken, die sie vorm sonntäglichen Kirchenbesuch an alle Mütter verteilte. Der Blumenfachhandel in Deutschland witterte dann in Geschäft und etablierte mit dem Inserat "Ehret die Mütter" ab Anfang der '20er, blieb aber bewusst unpolitisch. Die Nationalsozialist*innen instrumentalisierten den Muttertag kurz nach seiner Einführung für ihre menschenverachtende Phantasie einer 'Herrenrasse'. Historisch ist der Muttertag also gelinde gesagt ein bisserl schwierig.
Und viel zu unpolitisch, das hat sich der Blumenfachhandel bis heute bewahrt. Nachhaltig und ganzjährig daran zu arbeiten, dass Familienarbeit nicht mehr automatisch Frauensache ist und Gleichstellung kein bloßes Schlagwort bleibt, ist halt schwieriger als der Mama einmal im Jahr einen Strauß, ein Frühstück und ein paar liebe Worte zukommen zu lassen. Noch einfacher ist dann nur ein seltsamer Social Media Post. Hier unsere heurigen "Lieblinge":
Muttertag? Zeit für einen Witz über Frauen
Firefox, der drittgrößte Internet-Browser, packt am Twitter-Account des deutschen Ablegers zum Muttertag einen Schenkelklopfer aus.
Erkläre als PR-Profi deinen geistigen Bankrott in weniger als zwei Sätzen. #muttertagswehenpic.twitter.com/4UBeLKOZgU
— Julya Rabinowich (@JulyaRabinowich) May 10, 2020
Das ist witzig, weil Frauen ja keine Ahnung von Technik und Computern und dem Internet haben. Hahaha. Die Karikatur eines misogynen IT-Technikers aus 1996 hat angerufen, sie will ihren schlechten Scherz zurückhaben.
Hey @firefox_DE, euer #Muttertag Tweet ist verloren gegangen. Ich hab ihn für euch aufgehoben. Mama freut sich bestimmt. pic.twitter.com/8fgNElsaQk
— Jannis Schakarian ?? (@netzfeuilleton) May 10, 2020
Der Tweet hat - den User*innen sei Dank - nicht mal einen Tag überlebt. Das Unternehmen entschuldigte sich für den Missgriff.
(2/2) Alter, Geschlecht oder Herkunft. Den Umstand, dass gerade an Feiertagen viele Menschen (virtuell) mit nahestehenden Personen zusammenkommen, wollten wir zum Anlass nehmen, um genau darauf aufmerksam zu machen.
— Firefox DE (@firefox_DE) May 10, 2020
Romantisches Stilleben mit Waffe
Der österreichische Waffenhersteller Glock lässt auf seiner US-amerikanischen Facebook-Seite den Muttertag nicht ungetaner Dinge vergehen und inszeniert eine seiner Handfeuerwaffen auf einem Muttertagstisch der anderen Art. Die Userkommentare der Fans zeigen sich begeistert und posten eigene Gabentische mit Waffe. Hierzulande bleibt ein Gefühl der Verwirrung.
Wie sie das zu verstehen habe würde Mama gern wissen pic.twitter.com/DRiYAmItSV
— X Æ A-12 (@misharrrgh) May 10, 2020
Die politische Seite 2020
Den Muttertag kann man auch politisch für sich nutzen, in Österreich passt das heuer auf eine Postkarte. Das Land Niederösterreich bot personalisierte Muttertagspostkarten an, gratis verschickt über die offizielle Website des Landes und inklusive Portrait und Glückwünsche von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Das löst zwar nicht das Problem mit der nicht-flächendeckenden Kinderbetreuung, lud aber zumindest zu lustigem Schabernack ein:
Also, zum Beispiel, der Manfred Ho hat der @resingbitchface
— FleischMagazin (@FleischMagazin) May 8, 2020
eine Muttertagspostkarte aus Niederösterreich geschickt und wir würden ja gerne sagen: PARTY! Aber das wär dann doch ein gar billiger Witz, oder @markus_vgfpic.twitter.com/CDYw0J6Gm9

Blumen, süße Gedichte und ein ganz liebevolles Frühstück ans Bett? Ja klar. Aber am Ende ist Mutterschaft einfach eine verdammte lebenslange Verantwortung – ohne Rückgaberecht. Ein Kommentar.

Corona-Krise: Während Geschäfte und Sportanlagen wieder öffnen, bleiben die Schulen weiterhin geschlossen. Die Genderwissenschaftlerin Marita Haas macht das wütend.

Bevor euch die Decke auf den Kopf fällt, baut eine Höhle draus!

We are all in this together ...

Der Kampf gegen Corona ist auch ein feministischer Kampf.