
Die Aufregung ist groß, das Entsetzen noch größer: wie bereits letztes Jahr vergibt die WIENERIN auch 2016 den "Goldenen Penis" an die Top-10-Sexisten-Sager unseres Landes. Dieser ist eine ehrenwerte Plastik-Statue, die bei uns im Büro thront und deren stolze 3 Zentimeter uns das ganze Jahr über daran erinnern, dass Penisse es leider oft noch immer leichter haben, ernst genommen zu werden. Der Kampf um den ersten Platz war hart - verdient hätten sie ihn schließlich alle - doch die Relevanz der Themen hat uns schließlich doch ein Ranking abgerungen.
Kleine Anmerkung: Dass wir im Titel das generische Maskulinum verwenden, sollte ja ganz im Sinne der Nominierten sein.

Leo Hillinger Wineshop And Bar Opening In Munich
10. Leo "Küchengesicht" Hillinger
In der Puls4-Sendung „Dorf braucht Wirt“ holte sich die Alleinerzieherin und studierte Tourismuskauffrau Andrea Rabl, die am Ende ihrer Kräfte und finanziellen Ressourcen war, den Wein-Unternehmer Leo Hillinger zu Hilfe, um neuen Schwung in ihren Gasthof zu bringen. Was der fesche Blondian jedoch vorbeibrachte, war vor allem eins: purer Sexismus. Bereits bei der Begrüßung kann der durchtrainierte Strahlemann nicht umhin, das Aussehen der Wirtin zu kommentieren, in ihren Ausschnitt zu starren und zu sagen: "Wow, fesch beinand‘, da schau‘ her!" Doch auch beim Stammtisch hat der stylishe 49-Jährige einiges über Frauen und deren Stellung in dieser Gesellschaft zu sagen. Er klärt nämlich gleich die wichtigste Frage: „Schaut die Wirtin so aus, dass sie in der Küche sein muss oder kann sie raus?“ Denn: hätte sie ein solches "Küchengesicht", sei es besser, wenn sie nicht serviert, ist der Gastro-Experte überzeugt. Solche Expertenmeinungen können uns getrost erspart bleiben, lieber Leo. Für immer.
(Kleine Anmerkung: Leo Hillinger auf sein Aussehen zu reduzieren, fanden wir in diesem Kontext legitim.)
Bildcredit: Getty

Leading Ladies Awards 2013
9. Jennifer "Quotenfrau" Magin (ehemals Fellner)
Auf der Social Media Plattform Instagram sorgen irre Fitnesstrends und Magerfotos schon länger für eine besorgniserregende Entwicklung, die besonders junge Frauen betrifft. Dass sich ausgerechnet die Herausgeberin eines Frauenmagazins öffentlich am Fatshaming beteiligt, hätten wir allerdings nicht erwartet.
So passiert bei "Madonna"-Herausgeberin und Fellner-Spross Jenny Magin, die ihr Urlaubsfoto mit dem Hashtag #noquotendicke kommentierte und damit für Negativschlagzeilen und Kritik sorgte.
Wie dick man sein muss, um bei Magin als "Quotendicke" (?!) durchzugehen, wissen wir selbst nicht, aber Aussagen wie diese haben auf dem öffentlichen Profil einer Herausgeberin nichts verloren. Da reichen leider auch halbherzige Entschuldigungen wie diese hier, nicht aus: "(...) Dass ein dummer Witz, der niemandem gegenüber beleidigend gemeint war, so ausartet, konnte niemand wissen. (...). (via VICE).
Doch hätte man wissen können, wenn man bedenkt, dass Äußerungen wie diese, noch dazu gegenüber der eigenen Leserschaft (nämlich Frauen!), einfach nur respektlos sind.
Bildcredit: Getty, Facebook.com/Kobuk

Thomas Glavinic
8. Thomas "Rollmops" Glavinic
Man könnte meinen, ein erfolgreicher Schriftsteller, der mit allen Privilegien ausgestattet ist, die man auf dieser Welt so haben kann, hätte es nicht nötig, auf jüngere Kolleginnen loszugehen. Dass das doch der Fall ist, bewies Thomas Glavinic dieses Jahr mit Bravour. Dem nicht genug, war sein "Kommentar" auch noch sexistisch. Wir zitieren seine Aussage über die Autorin Stefanie Sargnagel: "Wieso kann ein sprechender Rollmops meine Seiten verschweinen?" (Hier zum Nachlesen.) Fat-Shaming - noch dazu von einem Autor, der sich selbst zur intellektuellen Elite dieses Landes zählt - ist widerlich, peinlich und sexistisch, schrieben wir damals. Unsere Kritik stieß beim Starautor höchstpersönlich auf blanke Verwunderung und der Frage, ob wir das wirklich ernst meinen. Denn "Rollmops" sei doch nichts Sexistisches, sondern ein Hering, rechtfertigte er sich. Ja, wir meinen es ernst - auch heute noch. Deshalb zementieren wir Herrn Glavinic gerne für immer in die Riege der sexistischsten Sager des Landes ein.
Bildcredit: Stephan Röhl (www.stephan-roehl.de)/Flickr

Hanno Settele
7. Hanno "Appeasement" Settele
Hanno Settele mag eine nicht ganz so offensichtliche Wahl wie manch andere unserer Nominierten sein. Was man dabei nicht vergessen darf: Der ORF-Journalist hat dieses Jahr eigenhändig eine der größten österreichischen Twitter-Bewegungen mit #imZugpassiert provoziert. Als die Deutsche Bahn im März 2016 ankündigte, Frauenabteile einführen zu wollen, äußerte er auf Twitter sein Missfallen - das sei "Appeasement", also Beschwichtigung. (Für Frauen? Damit sie sich nicht mehr über Belästigung aufregen? Wir verstehen nicht ganz.)
Mehrere Twitter-Userinnen u.a. Grüne Nationalratsabgeordnete Sigi Maurer kamen dann zu Hilfe und erklärten, dass sich Zugfahren für ihn vielleicht ein wenig anders anfühlt und dass sexuelle Belästigung mehr die Regel als die Ausnahme darstellt, manchmal ist eine Rückzugsmöglichkeit ganz angenehm.
Anstatt dies als kleine Wahlfahrt in die weibliche Erfahrungswelt abzuhaken und zuzugestehen, dass er vielleicht nicht Experte in diesem Themengebiet ist, entschied er sich für paternalistische Aufklärung, dass es ja nicht so schwer sei, die Polizei zu holen. Das Gute an der Geschichte: Unter dem Hashtag #imZugpassiert twitterten Frauen fortan tagelang über ihre Erfahrungen und machten uns das Ausmaß sexueller Belästigung im öffentlichen Raum bewusst. Die Bewegung schwappte mit dem Titel #SchweizerAufschrei sogar in die Schweiz über und auch deutsche Medien berichteten. Und Hanno Settele hat hoffentlich gelernt, dass es Themen gibt, wo man besser zuhört als erklärt. Auch das ist eine wichtige journalistische Eigenschaft. Männer, die Frauen ernst nehmen, werden sogar "Hawara der Woche".
Bildcredit: WikiCommons/Manfred Werner

6. Josef "noch immer über 50 und weiß" Pühringer
Josef Pühringer ist ein alter Bekannter auf unserer Liste: 2015 hatte er die schwierige Wahl zwischen „den Bauern und den Frauen“ und entschied sich im Sinne von 5 Prozent der österreichischen Erwerbstätigen für ausreichend landwirtschaftliche Repräsentationen in der oberösterreichischen Landesregierung.
Dass er Frauen eher zuhause denn in seiner Regierungsmannschaft sieht, hat er heuer unter Beweis gestellt: Laut Auswertung des Familienministeriums ist Oberösterreich das Schlusslicht, was Öffnungszeiten in Kinderbetreuungseinrichtungen angeht. Die AK Oberösterreich bestätigte das: Es gibt nicht nur viel zu wenige Betreuungsplätze, auch die unflexiblen Öffnungszeiten bereiten berufstätigen Eltern Probleme.
Landeshauptmann Pühringer hingegen freute sich über das Ergebnis: Beim Ranking so schlecht abzuschneiden, beweise nur, dass "den Oberösterreichern die Kinderbetreuung so wichtig sei, dass sie selber auch gerne die Aufgabe übernehmen und diese nicht nur in staatliche Hände legen." Das ist sehr schön für die Oberösterreicher, wir glauben aber, dass die Oberösterreicherinnen da auch ein Wörtchen mitzureden haben.
Bildcredit: Wikicommons/DeinFreunderBaum

Josef Cap
5. Josef "Hormonmonster" Cap
Als Dauergast diverser ORF-Talkshows ist Josef Cap eine Fixgröße unter Österreichs Mansplainern. Dass er auch außerhalb des Fernsehstudios gerne gegen Frauen austeilt, bewies er erst kürzlich nach einer Rede der EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström im österreichischen Nationalrat.
"Wenn Sie noch länger gesprochen hätten, wäre ich noch ganz schwach geworden", so Cap gegenüber der Schwedin. Und weiter: "Meine Hormone haben gearbeitet wie wild, als Sie hier versucht haben diesen Prozess in positiver Form darzustellen". Bleibt nur zu hoffen, dass Malmström dieser Teil der Rede nicht auf Schwedisch übersetzt wurde.
Cap wurde für den Sager nicht nur mit dem "Dolm der Woche" in der Wochenzeitung "Falter" ausgezeichnet, sondern darf auch in unserem Sexisten-Ranking nicht fehlen. Er ist der lebende Beweis dafür, dass Sexismus auch vor den Sozialdemokraten keinen Halt macht.
Fotocredit: Flickr SPÖ CC 2.0 Lizenz / Twitter.com/ClaudiaGamon

Marcus Franz
4. Marcus "Pimmelvati" Franz
Marcus Franz ist stolzer Vorjahressieger: Damals war der ehemalige Team-Stronach-Abgeordnete noch für die ÖVP im Nationalrat, 2016 wurden seine sexistischen Tiraden selbst der zu viel ( - und die ÖVP hat eigentlich eine ziemlich hohe Schmerzgrenze für Frauenfeindlichkeit, anders lässt sich die liebevolle Franz-Aufnahme nicht erklären). 2015 schaffte es Franz mit einer Aussage über die Verschärfung des Sexualstrafrechts in unsere Reihung, er findet es nämlich legitim zu kontrollieren, ob "ein Po hält, was er verspricht". Er hat schon recht, die besten Ehen fangen eigentlich durch sexuelle Belästigung an.
2016 hat er es dann geschafft, die politischen Entscheidungen der mächtigsten Frau der Welt mit ihrer Kinderlosigkeit zu argumentieren, die CDU-Kritik war der Schwesternpartei ÖVP dann doch zu viel. Mit ihrer "Politik der ungebremsten Migration" würde Merkel als "Mutti des Staates" ihre Kinderlosigkeit kompensieren. Dass Politikerinnen keine "Muttis" sind, und rationale Entscheidungen treffen, die nichts mit ihrer Reproduktionsfähigkeit zu tun haben, scheint für Franz genauso neu zu sein, wie dass Feminismus nichts mit hässlichen Frauen zu tun hat. Naja, spätestens nach den nächsten Nationalratswahlen müssen wir uns hoffentlich nicht mehr mit ihm beschäftigen, denn seit dieser Aussage ist er freier Abgeordneter. Bis dahin gibt’s Platz 4 unter den Sexisten des Jahres 2016.
Fotocredit: Parlamentsdirektion/PHOTO SIMONIS

Andreas Khol
3. Andreas "einsam und elend" Khol
Noch vor der ersten Wahl im April veröffentlichte ÖVP-Präsidentschaftskandidat Khol sein Buch "Auf die Stärken unseres Landes bauen". Darin waren nicht nur weise Ratschläge des Politikers zu lesen, sondern auch manch seltsame Weltanschauung:
Die Emanzipationsbewegung sei, so Khol, übers Ziel hinausgeschossen: "Wo schicke Selbstverwirklichung versprochen wird, bleiben Einsamkeit und Elend im Alter. Und noch mehr: Singles sterben früher!".
Stattdessen rate er "dringend zur Ehe", weil Partner sonst vor "überwältigend großen" Problemen stünden.
Schade, dass man als langjähriger Obmann des ÖVP-Seniorenbundes offenbar so wenig Wertschätzung gegenüber alleinstehenden Älteren hat.
Bildcredit: ÖVP

2. Gerhard "war schon immer so" Pürstl
Anlässlich der Vorfälle in der Kölner Silvesternacht gab es besonders im deutschsprachigen Raum eine große Diskussion darüber, wie man Frauen in Zukunft vor derartigen Übergriffen schützen kann. Kölns Oberbürgermeisterin Reker schlug in Zusammenarbeit mit der Kölner Polizei Frauen vor "eine Armlänge Abstand" zu halten und "Fremde" zu meiden und erntete dafür heftige Kritik.
Aber auch in Österreich konnten sich Frauen vor lauter "gut gemeinten" Ratschlägen kaum retten. Der Wiener Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl meinte etwa: "Frauen sollten nachts generell in Begleitung unterwegs sein. Das war früher so und wird auch in Zukunft weiter so sein".
Wir finden: Statt Frauen zu sagen, wie sie sich zu kleiden oder verhalten haben, wäre es wichtiger dafür zu sorgen, dass sich jede Wienerin und jeder Wiener sorgenfrei (und ohne Begleitschutz!) im öffentlichen Raum bewegen kann.
Bildcredit: BM.I/ E. Weissheimer

FPOe Holds First Press Conference Since Election Loss
1. Norbert "Brutpfleger" Hofer
Unser goldenes Genital schlittert dieses Jahr nur knapp am höchsten Amt des Landes vorbei – denn es geht an den ehemaligen Bundespräsidentschaftskandidaten Norbert Hofer (FPÖ). Hofer fiel mitsamt der Partei, der er angehört, auch dieses Jahr mit allerlei Frauenfeindlichem auf. Wir erinnern uns etwa sehr ungern an die Puls4-Diskussion im Mai zurück, in der Norbert Hofer sagte: "Wenn sich eine Frau für eine Abtreibung entscheidet, sollte man zumindest ein paar Tage Frist einräumen - zwischen der Entscheidung und dem tatsächlichen Eingriff." In dieser Zeit sollten die ahnungslosen Frauen darüber beraten werden, welche Möglichkeiten sie haben, vom Staat unterstützt zu werden. "Da geht's um ein Leben", sagte Hofer damals. "Nein, da geht's um die Frau", antwortete Alexander Van der Bellen. Und das finden wir auch. Denn: Frauen können sehr wohl selbst entscheiden, was sie mit ihren Körpern machen.
Unvergessen bleibt auch dieser Satz aus dem von Norbert Hofer herausgegebenen Buch "Für ein freies Österreich": "Der vom Thron des Familienoberhaupts gestoßene Mann sehnt sich unverändert nach einer Partnerin, die trotz hipper den-Mädels-gehört-die Welt-Journale, in häuslichen Kategorien zu denken imstande ist, deren Brutpflegetrieb auferlegte Selbstverwirklichungsambitionen überragt.“ Frausein à la Norbert Hofer und Konsorten sieht nämlich so aus: Heim und Brut zu hüten ist alles, was sie im Leben zu erreichen haben. Ganz ohne den blöden Gender-Wahnsinn, den wir als hippes Mädels-gehört-die-Welt-Journal die ganze Zeit verbreiten. Dann können die Buben nämlich ungestört weiterwüten.
Dass die FPÖ und deren Anhänger plötzlich feministisch werden, wenn es darum geht, rassistische Hetze zu betreiben, ist nur ein weiterer Grund, warum dieser erste Platz absolut verdient ist. Das Menschenbild der FPÖ bleibt nämlich bis in alle Ewigkeit: heterosexuell, männlich und weiß.
Wir gratulieren zum Sieg – ganz ohne Anfechtung.
Bildcredit: Getty