
Die WIENERIN kürt die "Sexisten des Jahres 2015"
2015 war in vielerlei Hinsicht ein ereignisreiches Jahr. Zwischen all den Jahresrückblicken und Rankings hat uns jedoch eines gefehlt: wer hat letztes Jahr eigentlich die sexistischsten und frauenfeindlichsten Aussagen im deutschsprachigen Raum getätigt und somit weiter dafür gesorgt, dass Frauenrechte und Emanzipation mit Füßen getreten werden?
Für all jene hat sich die WIENERIN.at etwas ganz Besonderes überlegt: den „Goldenen Penis des Jahres“. Schließlich repräsentiert der goldene Phallus Macht und Männlichkeit so gut wie kein anderer. Dieses Ranking vereint eine Mischung aus Konservatismus, Frauenfeindlichkeit und Respektlosigkeit, wie es sie noch nie gegeben hat. In diesem Sinne gratulieren wir allen Gewinnern und wünschen viel Freude beim Durchklicken!

Platz 10: Felix "Ich liebe meine Freundin" Baumgartner
Der Red-Bull-Runterflieger und mittlerweile weltbekannte Extremsportler Felix Baumgartner ist in der Vergangenheit immer wieder mit merkwürdigen Sagern – „Wir brauchen eine gemäßigte Diktatur“ und „Ich bin für die gesunde Ohrfeige, wenn’s sein muss“ – aufgefallen. Da ist der Weg zu einem sexistischen Eklat auch nicht mehr weit. Für diesen sorgte er im August 2015 auf seiner Facebook-Seite, als er ein Foto von seiner Freundin Mihaela postete – von hinten und wie er gerade einen Teller auf ihrem Rücken abstellt, tiefe Einblicke inklusive. Seine Worte dazu: „Das ist der Grund, warum ich meine Freundin liebe. Sie ist immer für mich da.“ Wir fragen uns einfach nur: muss das wirklich sein?

Platz 9: Der übergriffige WU-Professor
Ebenfalls Schlagzeilen machte 2015 ein Wiener Uni-Professor, der jahrelang Studentinnen und Mitarbeiterinnen sexuell belästigt hat. Von anzüglichen E-Mails bis hin zu körperlichen Übergriffen war alles dabei (wir haben berichtet). So habe er einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin „eindeutige Angebote“ gemacht und sie aufgefordert, mit ihm zu „schmusen“. Eine externe Lektorin und Gastforscherin habe gemeldet, er soll mehrmals versucht haben, sie zu berühren. Bei der gleichen Frau soll er „ihren BH-Träger sowie ihren Tanga mit der Begründung angefasst haben, sehen zu wollen, ob BH und Tanga zusammenpassen“, wie im Urteil zu lesen ist. Einer anderen Studentin schickte er sogar Bilder von seinem Penis, begleitet durch den Text: „Wo hast du Platz für mich, wo ich ihn reinrammen kann?“ Was daran aber am schlimmsten ist: er darf seinen Job trotz jahrelanger Übergriffe behalten. Der Grund ist wohl, dass dahinter ein System steckt. Und das nennt sich: Patriarchat.
Lesen Sie hier: Das sagt ein Opfer des Uni-Professors. „Er hat uns nicht wie gleichwertige Menschen mit Zielen und Gefühlen behandelt, sondern er hat uns missbraucht.“

Platz 8: Erwin „Dionysos“ Pröll (ÖVP)
Müssen wir das wirklich erklären?

Platz 7: Peter „Frauen sprechen anders“ Schröcksnadel
Der ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hat mit Feminismus wahrscheinlich genauso viel am Hut wie Niederösterreichs Landesvater Erwin Pröll – nämlich: gar nichts. Nach dem Streit mit der Ski-Rennläuferin Anna Fenninger, die kritisiert hat, dass im ÖSV die „Wertschätzung gegenüber Frauen an frühere Zeiten erinnert“ und der schlussendlichen Versöhnung, lieferte der ÖSV-Chef noch eine Draufgabe. Bei einer Pressekonferenz sagte er: „Es ist ein großes Problem - das ist die Frauenthematik, wir haben keine Damen als Trainer - wenn Herren Damen trainieren. Das ist immer eine kritische Geschichte. Nicht aus sexuellen Gründen, sondern weil die Sprache der Frau eine andere Sprache ist, als wie [sic] die des Mannes." Und weiter: „Wenn ich im Auto fahre und sage, ich muss wo hin, dann sage ich, du, ich muss stehen bleiben, ich muss aufs Häusel. Wenn eine Frau das sagt, du Schatzi, ich möchte jetzt stehen bleiben und einen Kaffee trinken - eine Frau spricht anders.“ Das Einzige, was wir aus diesem Wortchaos herausfiltern können, ist: Sexismus. Verstanden haben wir da aber sonst nicht viel, Herr Schröcksnadel.

Platz 6: Wanda oder „Nur Amore“
Wer 2014 schon aufmerksam FM4 gehört hat, weiß bereits länger, dass Marco, der Frontsänger der erfolgreichen Wiener Band Wanda, nicht mit einer Feministin zusammen sein möchte, weil Wanda glaubt nur an Amore und nicht an Gleichberechtigung. Das war natürlich als sympathischer Schmäh gemeint (haha… dieser Marco!), wie das die lustigen Wiener nun mal so machen. Auf Sexismus-Vorwürfe reagiert Marco immer mit dem lupenreinsten Argument, das jemals ein Chauvinist zu Tage gebracht hat: Wer für so viel Amore steht, kann überhaupt gar kein Sexist sein!! Wir glauben ja, dass Marcus Franz auch nur Amore im Kopf hat, wenn er auf die rechtliche Legitimation von Po-Grapschen besteht. Textzeilen wie „Steck sie ein wie 20 Cent“ und körperlose, riesige Frauenbeine, in die der Sänger im Video zu „Bussi Baby“ abtaucht, schmecken für uns aber eher nach Objektifizierung. Die Symbolik, eine für Antifeminismus bekannte junge Autorin im Video mitspielen zu lassen, hilft da nicht unbedingt. Wanda war einer der kommerziell erfolgreichsten österreichischen Musik-Acts im Jahr 2015. Gemeinsam mit Andreas Gabalier. Das passt beides gut ins Bierzelt und sagt auch einiges über die heimische Kultur aus.

Platz 5: Ronja „Ich brauch' keinen Feminismus“ Von Rönne
Ronja Rönne hat sich 2015 zu so etwas wie der Klimawandelleugnerin des deutschsprachigen Feminismus gemausert. All die Studien zu struktureller Benachteiligung, sexueller Gewalt und weiblicher Armut wurden wohl von der linken Feminazi-Lügenpresse gefälscht. Zu ihrem Text „Warum mich als Frau der Feminismus anekelt“ sagt sie immer wieder, sie schreibe einfach manchmal sehr wütende Texte, und die landen eben manchmal in der Zeitung. Und Marcus Franz lobt einfach manchmal Perverse, die Frauen mit Pornografie einschüchtern, und irgendwie landet es dann auf Twitter! Sachen gibt’s! Warum die Rönne denn jetzt genau so wütend ist, wo ihr doch als junge Frau alle Möglichkeiten offen stehen, haben wir noch nicht ganz verstanden. An struktureller Benachteiligung kann es jedenfalls nicht liegen.

Platz 4: Manfred „Wir haben andere Probleme“ Haimbuchner (FPÖ)
Dass die FPÖ, was Frauenpolitik betrifft, nicht unbedingt zu den Vordenkern dieses Landes gehört, ist ja keine Überraschung. Dennoch ist es verwunderlich, wie wenig sich manche FPÖ-Funktionäre darum scheren, dass ihr Frauenanteil derart gering ist. Bestes Beispiel ist wohl die oberösterreichische Landesregierung, die einen neuen Rekordstand bei ihrem weiblichen Personal erreicht hat: nämlich null Prozent. Für den dortigen FPÖ-Politiker Manfred Haimbuchner ist das kein Grund zur Aufregung und schon gar nicht für eine „peinliche Diskussion“. Schließlich haben wir „bitte ganz andere Probleme in diesem Land“., wie er in einem STANDARD-Interview sagte. Haimbuchner ist – wie könnte es anders sein – auch Mitglied einer schlagenden Burschenschaft. Dort ist er mit seinen Ansichten sicher nicht alleine. Nur in einer Politik des 21. Jahrhunderts haben sie – unserer Meinung nach – nichts verloren.
Lesen Sie hier: So frauenfeindlich ist die FPÖ.

Platz 3: Josef „über 50 und weiß“ Pühringer
Josef Pühringer hatte dieses Jahr einen besonderen Anteil daran, dass 52-jährige Männer auch weiterhin ihre rechtmäßigen Posten als politische Entscheidungsträger einnehmen dürfen. Und zwar nur (durchschnittlich) 52-jährige weiße Männer. Dafür gebührt ihm der wohlverdiente 3. Platz und ein bronzener Pimmel. Wir freuen uns, dass in der schwierigen Entscheidung zwischen „den Bauern und den Frauen“, jene Gruppe bevorzugt wurde, die ganze fünf Prozent der österreichischen Erwerbstätigen ausmacht. Auch hier scheint es keinerlei strukturelle Probleme zu geben, Doris Hummer ist wohl einfach eine wirklich schlechte Politikerin.
Lesen Sie hier: Kein Frau in oberösterreichischer Landesregierung: Was läuft falsch?

Platz 2: Andreas "Manderl" Gabalier
Wie sich das für einen ordentlichen Volks-Rock’n’Roller gehört, macht Andreas Gabalier keinen großen Hehl um seine sexistischen Einstellungen. Er möchte möglichst viele Kinder bekommen, und auf die soll auch schön seine Frau aufpassen und möglichst lange zuhause bleiben. Wenn seine Frau das Risiko finanzieller Abhängigkeit und Altersarmut eingehen möchte, ist dagegen ja nichts einzuwenden, dazu spricht er aber auch noch von einer „genderverseuchten“ Gesellschaft, in der man es schwer hat, wenn man als „Manderl noch auf ein Weiberl steht“. Das ist Täter-Opfer-Umkehr erster Güte, denn das letzte Mal, als wir nachgesehen haben, war die gesamte ökonomische, politische und soziale Macht dieses Landes nämlich noch in der Hand weißer, heterosexueller Männer. So schwer scheint er es nicht zu haben, es hat ihn ja auch niemand davon abgehalten, den weiblichen Körper auf seinem „Mountain Man“ CD-Cover zu objektifizieren. Auf dem ist die österreichische Bergwelt als weiblicher Busen stilisiert, während ein muskulöser Gabalier-Held eine passive Opfer-Frau rettet. Seine Meinung hält er für eine mit „Ecken und Kanten“, wir befürchten aber, dass sie eher den Mainstream der österreichischen Bevölkerung repräsentiert. Anders können wir uns seinen Erfolg nicht erklären.

Platz 1: Marcus "Pograpscher" Franz
Tada, unser goldenes Genital geht dieses Jahr an: Marcus Franz! Der ÖVP-Nationalratsabgeordnete (vormals Team Stronach) hat es aus gutem Grund an die Spitze geschafft. Der 52-jährige Wiener, der eigentlich Arzt ist, hat es als Politiker vor allem durch seine frauenfeindlichen und homophoben („Anomalie“) Aussagen zu Ruhm gebracht. Zu (fast) jedem Thema hat er eine (fragwürdige) Meinung. Wie etwa Feminismus: „Der Feminismus geht von den hässlichen Frauen aus, das fällt mir da jetzt ein.“ Zur Sexualstrafrechtsreform – konkret dem Paragraphen, der Grapschen in der Öffentlichkeit unter Strafe stellt, hatte er folgendes zu melden: „Ob der Popsch hält, was der Blick verspricht? Das erfahren zu wollen wird nun bestraft. Cui bono?" Nummer 2: „Pograpschen kann übrigens zur Hochzeit führen. So war's zb bei mir.“
Dem aber nicht genug, legte der ÖVP-Politiker noch nach. Zuletzt wurde er in einem STANDARD-Artikel erwähnt, weil er einem sexistischen Twitter-Troll beipflichtete. Marcus Franz fand es offenbar lustig, dass ein Twitter-User einer 15-Jährigen obszöne Nachrichten schickte und verteidigte ihn gar als „konservativen Kreativen“. Kreativ ist daran nur leider so gar nichts – und auf die sexistischen Aussagen von Marcus Franz können wir in Zukunft auch getrost verzichten. Mehr als verdient und mit weitem Vorsprung daher unser Platz 1.

(Update) Sonderpreis: Frank "Frauenversteher" Stronach
Auf mehrmaligen Leserinnen-Wunsch hin erhält Frank Stronach einen Sonderpreis für seinen Sager "Frauen sind Menschen wie wir". Das "rappte" der 83-Jährige letztes Jahr im ORF-Sommergespräch zur Frage von Moderator Hans Bürger, was Frauen für ihn bedeuten. Bleibt nur zu hoffen, dass Stronach mitsamt seiner Partei auch weiterhin im politischen Tiefschlaf versinkt.