Lebt Andrej Pejic nun als Mann oder doch als Frau, wurde er am Flughafen, bei der Arbeit an einem Obststand oder bei McDonald's als Model entdeckt? Schon während der Recherchen zum Interview mit Andrej Pejic wird klar: Wer etwas über das Leben und die Arbeit des Models erfahren möchte, bekommt zwar viele Antworten - was davon stimmt, bleibt aber häufig offen. Schließlich gefällt es dem Australier nicht nur, mit seinem Aussehen Verwirrung zu stiften.
Im Gespräch mit der DIVA stellt Andrej Pejic gleich zu Beginn klar, dass die immer gleichen Fragen der Journalisten ihn irgendwann so gelangweilt hätten, dass er begann, seine Antworten etwas »abwechslungsreicher« zu gestalten.
Dabei wirkt die noch junge Karriere des 21-Jährigen auch ganz ohne Fantasie aufregend genug: Kurz nach seinem Schulabschluss wird ein Modelscout auf den gebürtigen Bosnier aufmerksam. Statt wie geplant in Melbourne Ökonomie zu studieren, zieht Pejic nach Paris. Über seine Entscheidung, die Uni für den Laufsteg aufzugeben, sagt er heute: »Bildung war immer das Wichtigste für mich, aber diese Chance konnte ich unmöglich auslassen.«

Andrej Pejic
Und er sollte Recht behalten: Jean Paul Gaultier, Meister der Provokation, verliebte sich sofort in Pejics androgynen Look, ließ ihn in seiner Haute-Couture-Show das finale Brautkleid tragen und verhalf Pejic zu Anerkennung, die diesen auch menschlich stärkte: »Wenn man wie ich nicht der Norm entspricht, kann das Leben richtig tough sein. Ich bin froh, dass ich so schnell Erfolg hatte.« Nach wie vor reißen sich internationale Fashionlabels und Fotografen um den zarten Beau - inszenieren ihn mal als Frau, dann wieder als Mann.
Es ist schwer, sich selbst zu finden, wenn dein Umfeld ständig etwas anderes in dir sieht
In welcher Rolle er sich selbst am wohlsten fühlt? »Ich schätze es am Modeln und an der Mode, beide Möglichkeiten zu haben«, sagt Pejic. Frauenkleider zu präsentieren sei für ihn ein großes, glamouröses Spektakel. Menswear gebe ihm hingegen eine starke, coole Haltung.
Privat, so gibt der Wahl-New-Yorker dann aber fast schüchtern zu, hätte er sich schon für eine Seite entschieden. Welche das ist, verrät er aber nicht. Kleine Geheimnisse zu wahren, ist schließlich Teil seines Erfolges.