Bei der Sängerin sind "die Pfunde gepurzelt", sie ist jetzt "kaum wiederzuerkennen", weil "plötzlich gertenschlank". Das wird in Medien mal gelobt, mal kritisiert, aber jedenfalls immer thematisiert.
Eigentlich wollte sich Adele mit dem Instagram-Posting nur für die Geburtstagsglückwünsche bedanken und den systemrelevanten Arbeiter*innen im Gesundheitssystem ihre Dankbarkeit und Anerkennung aussprechen.
Aber laut Medien wie klatsch-tratsch.de zeigt sie damit "ihren neuen Mega-Body", auf Bunte.de ist man überrascht, dass sie nun so "Plötzlich gertenschlank!" posiert und TheSun ist schon drauf und dran die "Secrets behind Adele’s amazing 7st weight loss" zu enthüllen, kurzum: Boulevardblätter bejubeln den Gewichtsverlust der Sängerin.
Andere wieder üben Kritik an ihrer körperlichen Veränderung, wäre sie doch zuvor ein so tolles Rolemodel, ja eine "Heldin" für dicke Menschen gewesen, wie etwa Buzzfeed schreibt.
Bodyshaming als Kompliment verpackt
Auf sozialen Medien sei Adele jetzt für viele eine große Inspiration – sie ist nun eines dieser Vorher-Nachher-Postings, das in die nächste Runde geht und ihre Transformationsstory weitererzählt. Bereits Anfang des Jahres war Adeles körperliche Veränderung medial Thema: "Es hat nur bestätigt, dass wir in einer Gesellschaft leben, die Dünnsein idealisiert und Gewichtsverlust als von Natur aus positiv bewertet. Die zugrundeliegende Voraussetzung für die Reaktionen auf Adeles Fotos war a) die Annahme, dass ihr 'alter' Körper 'falsch' war und b) dass sie eine bewusste und 'gesunde' Wahl getroffen hat", schreibt Journalistin Poppy Nour im Jänner im Guardian. Das Lob sei damit nichts weiter als eine "subtile Form des Bodyshamings, getarnt als Kompliment".
Die Sängerin selbst hat sich bisher mit keinem Wort über das Abnehmen geäußert, warum also ist die körperliche Veränderung "für alle das wichtigste Gesprächsthema?", fragt etwa Buzzfeed. Gesellschaftlich betrachtet geht mit einem Gewichtsverlust auch immer ein Wertzuwachs einher. Das ist das Resultat unserer lookistischen Gesellschaft, in der dünne, normschöne Menschen nachweislich weniger unter gesellschaftlichen Strukturen leiden als dicke Menschen.(>>> mehr dazu hier!) Der Gewichtsverlust einer prominenten Person werde medial daher kaum neutral betrachtet, weil immer impliziert wird: Vorher warst du nicht gut genug, jetzt schon.
Genau dieser Diskurs wird aktuell auf Social Media immer häufiger kritisiert – und es wird hinterfragt, warum das Abnehmen nun als einer der größten Erfolge der Sängerin gefeiert wird. Ganz nach dem Motto: Können wir bitte endlich aufhören, Gewichtsverlust anzupreisen, als sei es das Wunderbarste, das ein Mensch tun kann?!

Ja, ich weiß, dass Bewegungen wie Body Positivity und Body Neutrality extrem wichtig sind. Und ich weiß, dass wir den Diskurs führen müssen, aber oida: Wie lange noch? Ich mag nimmer. Ein Kommentar.

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