Zucker gehört zu den stärksten Geschmacksstoffen, die wir kennen und lieben. Er ist billig und leicht zu bekommen, doch gesund ist er nicht. Wenn Sie diese von Biologin Andrea Flemmer zusammengestellten Argumente aus dem Buch „Echt süß! Gesunde Zuckeralternativen im Vergleich.“ gelesen haben, werden Sie seltener dazu greifen.
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16.06.2015, 13.23 Uhr

Zucker
Der Körper braucht keinen Zucker
Zucker ist nur ein Energielieferant. Er enthält keine Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe oder andere gesunde Nährstoffe. Daher bezeichnet man seine enthaltene Energie (4 kcal/Gramm) auch als „leere Kalorien“. Dagegen liefern Süßstoffe die Süße ohne Kalorien und können deswegen bei vielen Krankheiten in der Therapie eingesetzt werden: Übergewicht, Diabetes mellitus, krankhafte Traubenzuckerunverträglichkeit, verschiedene Fett- und Eiweißmangelerkrankungen sowie bestimmte Kohlenhydratstoffwechselstörungen, Karies und Leberverfettung. Zählt man alle zusammen, die von Süßstoffen profitieren würden, wäre ihre Verwendung für mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland sinnvoll.So klappt es NICHT mit dem Abnehmen

Blutzuckermessgerät
Zucker macht krank
Essen wir Zucker, so wird er im Zuge der Verdauung in Trauben- (Glukose) und Fruchtzucker (Fruktose) gespalten. Sobald Glukose ins Blut gelangt, schüttet der Körper Insulin aus. Beim gesunden Menschen sorgt dieses Hormon und sein Gegenspieler Glucagon dafür, dass der Blutzuckerspiegel in gleicher Höhe (80 -120 mg Glukose/100 ml Blut) bleibt. Wird kein oder zu wenig Insulin gebildet bzw. reagieren die Zellen unempfindlich auf Glukose, so liegt eine Zuckerkrankheit, Diabetes I (genetisch bedingt) oder II vor. Letzterer macht 90 Prozent der Diabetesfälle aus und wurde ursprünglich als Altersdiabetes bezeichnet, da er bis vor kurzem vorwiegend bei älteren Personen auftrat und in der Regel von Übergewicht verursacht wurde. Auch heute noch sind 90 Prozent aller Typ-II-Diabetiker übergewichtig.Vorsicht Diabetes selbst gemacht!
Typ II-Diabetes betrifft inzwischen sogar Kinder. Die ernst zu nehmende Erkrankung kann man jedoch in 40 Prozent aller Fälle nur durch eine Ernährungsumstellung behandeln bzw. zum Verschwinden bringen. Diabetes ist eine heimtückische Krankheit. Wenn sie nicht optimal behandelt wird, führt sie im Laufe der Zeit zu Nierenversagen, Sehstörungen bis hin zur Erblindung, schmerzhaften Nervenschäden bis hin zu Erkrankungen der Blutgefäße. Eine gefürchtete Komplikation ist der Schlaganfall, der bei Diabetikern ca. fünfmal so häufig auftritt wie bei Gesunden.
So klappt es NICHt mit dem Abnehmen

Süßstoff
Selbst bei Süßstoffen heißt es weniger ist mehr
Süßstoffe sind künstliche oder natürliche Ersatzstoffe für Zucker mit einer nahezu unglaublichen Süße: mehr als 13.000mal so süß sie die weiße Pracht können sie sein. Sie können daher in sehr kleinen Mengen (Milligrammbereich) in Lebensmitteln eingesetzt werden. Sie wirken sich nicht auf den Blutzuckerspiegel aus und verursachen auch kein Karies. So weit so gut.Warnungen vor künstlichen Süßstoffen findet man viele. Alle Untersuchungen, die dem Produkt Unbedenklichkeit bescheinigten, seien vom Hersteller bezahlt worden, so liest und hört man. Soweit man weiß, prüfen die zuständigen Gremien der Weltgesundheitsorganisation, der EU und der USA alle vorliegenden Daten sehr genau, bevor sie einen neuen Süßstoff zulassen. Dennoch stufen die Gesundheitsbehörden verschiedener Länder jeweils andere Substanzen als unbedenklich für ihre Bevölkerung ein. Der künstliche Süßstoff Cyclamat ist zum Beispiel in Europa zugelassen, während er in den USA nicht verwendet werden darf. Aspartam geriet im Juli 2005 in die Schlagzeilen. Die in Italien ansässige Europäische Stiftung für Onkologie und Umweltforschung 'Bernardo Ramazzini' hatte die Ergebnisse einer Studie mit Ratten veröffentlicht, in der ein direkter Zusammenhang zwischen der Einnahme des Süßstoffs und der Erkrankung an Krebs belegt wurde. Dabei lag die Dosisabhängigkeit sehr nahe bei Mengen, die im menschlichen Verzehrsbereich liegen. 2007 wurde folgte eine weitere Studie, die einen deutlich erkennbaren Dosis-abhängigen Anstieg der bösartigen Tumore zeigte. Damit war die Gegenseite jedoch nicht zufrieden und forderte weitere Tests.
Immer wieder wird von diversen Behörden behauptet, dass künstliche Süßstoffe der Gesundheit nicht schaden. Allein: das Misstrauen bleibt und die Verbraucherzentralen empfehlen, zumindest Säuglingen und Kindern keine zu geben. Generell sollten sie nicht an einen süßen Geschmack gewöhnt werden, sondern möglichst davon wegkommen.
So klappt es NICHt mit dem Abnehmen

Zuckerfrei
Vorsicht „Zuckerfrei“!
Viele industriell verarbeitete Lebensmittel enthalten aus technischen oder geschmacklichen Gründen Zucker. So mancher Eulenspiegel deklariert das jeweilige Nahrungsmittel dennoch mit „ohne Zucker“, oder auch „zuckerfrei“ bzw. „kristallzuckerfrei“. Doch Vorsicht! Das bedeutet nur „ohne Haushaltszucker“, also Saccharose. Das Lebensmittel kann also durchaus Traubenzucker, Fruchtzucker, Glukosesirup, Invertzucker, Maltodextrin, Malzextrakt (= Malzsirup), Malzzucker (= Maltose) und Milchzucker enthalten! Selbst Honig kann man evtl. dort finden und auf der Verpackung steht „ohne Zucker“. Und nicht nur das: bei manchen Lebensmitteln ist Zucker enthalten, ohne dass man eigentlich auf die Idee kommt, so z.B. Tomatenketchup oder Konservengemüse.So klappt es NICHt mit dem Abnehmen

Zucker
Fruktose ist (k)ein Zuckerersatz
Für den Stoffwechsel von Fruktose ist kein Insulin erforderlich, deshalb ging man davon aus, dass er auch als Süßungsmittel für Diabetiker geeignet ist. Ein Teil davon wird jedoch vor allem in Leber und Nieren in Glukose umgewandelt, so dass doch wieder Insulin benötigt wird. Gesünder ist dieser Einfachzucker auch nicht, da er dieselbe Kalorienmenge wie Glukose aufweist, ohne dabei wichtige Nährstoffe mitzuliefern. Zudem beeinflusst der Fruchtzucker offenbar die Blutfette ungünstig und fördert eine Leberverfettung.So klappt es NICHt mit dem Abnehmen

Stevia
Die besten Alternativen
Nun, so ganz will man auf den süßen Geschmack nicht verzichten. Da ist es gut, dass es natürliche Süßstoffe und Zuckeralkohole gibt, die nicht nur süß schmecken, sondern im Unterschied zu Zucker sogar gesundheitsfördernde Wirkung haben. Der Volksglaube, dass Süßstoff dem Hirn signalisiert, dass jetzt Zucker kommt und dieser dann erste recht Lust auf Süßes macht, ist übrigens falsch. Ich kenne keine ernst zu nehmende Studie, die das beweist. Beim Konsum von Zucker wird kein Insulin ausgeschüttet, weil man an Süßes denkt, sondern, weil Zucker ins Blut kommt. Dann nehmen ihn die Zellen auf und bei übermäßigem Zuckerkonsum wird man nicht nur adipös, man bekommt wirklich Zucker (Diabetes Typ II). Alles andere sind nur Vermutungen und Behauptungen nicht ernst zu nehmender Personen.Nun zu den Zuckeralternativen:
- 1) Erythrit ist ein zwar teurer, aber kalorienfreier Zucker, der nahezu verwendbar ist wie Industriezucker. Leider bekommen Sie das wertvolle Produkt nicht im Supermarkt, sondern über das Internet.
- 2) Auch Stevia ist kalorienfrei und senkt in höheren Mengen sogar den Blutdruck! Derart hohe Konzentrationen erreicht man zwar durch normalen Verbrauch nicht, jedoch gibt es viele süße Rezepte mit Stevia, die ein nahezu zuckerfreies Leben doch sehr erleichtern.Aber nicht nur der natürliche Süßstoff Stevia wirkt gegen hohen Blutdruck.
- 3) Auch einem weiteren natürlichen Süßstoff schreibt man diese Eigenschaft zu: Rubusid. Hier handelt es sich um ein natürliches Süßungsmittel aus den Blättern der süßen Chinesischen Brombeere. Dieser natürliche Süßstoff ist hitzestabil, kalorienfrei, beeinflusst den Blutzuckerspiegel nicht, hat jedoch einen leicht bitteren Nachgeschmack. Man kann ihn über das Internet beziehen, dort kostet er umgerechnet etwas mehr als Zucker. Man muss ihn bei der Lagerung vor Feuchtigkeit schützen, dann hält er aber auch etwa zwei Jahre. In seinem Ursprungsland China wird der Blättertee als Volksmedikament gegen Bluthochdruck und Diabetes eingesetzt.
Fazit: Zucker ist süß und beliebt, jedoch ist zuviel davon ungesund. Eine Alternative ist natürlicher Süßstoff wie Stevia und Thaumatin sowie der Zuckeralkohol Erythrit. Diese Drei kann man ohne Einschränkungen genießen. Allerdings sollte man sich am besten von Vornherein keinen allzu süßen Geschmack angewöhnen.
So klappt es NICHt mit dem Abnehmen

Cover Echt Süß! und Autorenmportrait Andrea Flemmer
Buchtipp
Echt süß! Gesunde Zuckeralternativen im Vergleich, von Andrea Flemmer, VAK Verlag, um € 11,30.So klappt es NICHt mit dem Abnehmen