Ich hatte mir ja nicht viel dabei gedacht, als ich meiner Chefredakteurin die Geschichte vorschlug. Abenteuerurlaub in Österreich testen, passend zur Urlaubszeit. Klingt gut. Aber je näher der Termin kommt, desto mulmiger wird mir zumute. Immerhin hab ich mir ja einiges vorgenommen: Paragleiten, von einem Wasserfall springen, die längste Seilrutsche der Alpen runterrutschen, Rafting und den Alpinsteig „zur Höll“ bezwingen. Und das alles in nur drei Tagen.
Büromensch in Nöten
Ich sollte vielleicht noch dazusagen, dass ich normalerweise nicht der Extremsportler bin. Außer es zählt ausdauerndes Netflix-Schauen dazu. Oder regelmäßige Fahrten mit der 6-er-Linie durch Simmering und Favoriten. Also eher der Typ Büromensch zum ersten Mal im Neoprenanzug oder mit Fallschirm. Und so ist es mir dabei gegangen:

Zipline Stoderzinken

Paragleiten in Schladming

Canyoning-Tour beim Salza-Stausee mit Dachstein-Tauern Adventure

Canyoning-Tour beim Salza-Stausee mit Dachstein-Tauern Adventure, dachstein-tauern-adventure.at.

Rafting auf der Salzach mit dem BAC Schladming, bac.at

Alpinsteig durch die Höll
Zipline Stoderzinken
Die Zipline Stoderzinken ist mit ihren 2,5 Kilometern die längste Seilrutsche der Alpen. Rund 120 Meter über dem Boden und mit bis zu 115 km/h rast man vom Berg ins Tal hinunter. Perfekt für den ersten Tag.
Kann man da rausfallen?
Das Gefühl ist im erten Moment schon ein bisschen komisch: man ist nämlich nicht allzu fest eingeschnürt, sondern sitzt eher locker in einer sesselartigen Konstruktion. Man merkt schon an der Vorbereitung und der Technik, dass man sicherer ist als am Boden. Insgesamt ist die Fahrt sehr komfortabel im Vergleich zu ähnlichen Angeboten, wo man „auf dem Bauch liegend“ fliegt.
Wie schnell geht's wirklich runter?
Na ja. „Ab der zweiten Hälfte wird’s lustig“, sagt die Dame, die uns unten im Tal die Ausrüstung in die Hand drückt. Später wird mir klar, was sie meint: Der erste Teil ist noch recht gemütlich, aber ab der zweiten Hälfte kommen Speedfreaks auf jeden Fall auf ihre Kosten. Insgesamt dauert der „Flug“ zwei bis drei Minuten und kann auch in Kombi mit dem Hochseilgarten gebucht werden. Fazit: Cool, sicher, genug Adrenalin für den Anfang, aber nicht zu stressig - ich mache während des Flugs sogar noch Selfies.
Paragleiten über Schladming
Also was das Sportliche betrifft, ist es erstaunlich leicht. Nach ein paar Schritten Anlauf hebt man schon ab. Ist man einmal in der Luft, kann man es sich gemütlich machen – wenn man auf die Frage von Fluglehrer Ralf, wie achterbahnaffin man ist, nicht das Falsche antwortet
Und Höhenangst?
Zugegeben, ich hab mich da oben schon etwas an die Haltegriffe gekrallt, obwohl ich eigentlich keine Höhenangst habe. Beim Tandemflug sitzt man ja mit dem Hintern in einer Art „Campinghocker“, in dem man erschreckend viel Bewegungsfreiheit hat. Das ist zwar absolut sicher, fühlt sich aber nicht immer so an. Doch Ralf ist Mr. Cool und gibt einem das Gefühl, als wäre das alles nur ein Spaziergang. Die Aussicht ist auf jeden Fall der Hammer und am meisten genieße ich das ruhige Dahingleiten über dem Tal. Und ich weiß jetzt: Achterbahnaffin bin ich nicht!
Canyoning am Salza-Stausee
Was Canyoning eigentlich ist, wusste ich vorher gar nicht sooo genau, nur das man eben in Canyons herumklettert. Von den Sprüngen erfahre ich erst aus den Youtube-Videos, die ich mir erst am Vorabend ansehe.
Wie kalt ist das Wasser?
Wie ein bestimmter Kandidat für den Bundespräsidenten sagen würde: arschkalt. Es hat ca. fünf Grad, und spätestens ab dem ersten Stück, das ich schwimmend zurücklege, bin ich froh über den knallengen Neoprenanzug, in dem ich mich vorher wie eine Presswurst gefühlt habe. O-Ton unseres Guides: „Eng ist gut. Eng hält warm.“ Ich hab im Canyon geschwitzt.
Und man springt echt einen Wasserfall runter?
Jep. Bei der anfängerfreundlichen Route gibt es drei Sprünge: Man klettert den Canyon hoch und springt beim Rückweg zweimal von kleineren Felsen (bloß 4–5 Meter …). Zum Schluss wird’s aber richtig ernst. Man seilt man sich vom 30 Meter hohen Wasserfall bis zur Mitte ab. Und soll dann die restlichen 15 Meter runterspringen. Nur so viel: Nicht zu lange nachdenken und auf die besondere Eingebung warten! Nachdem ich schon kurz davor bin, den Sprung abzublasen, werfe ich alle Gedanken über Bord und springe einfach. Und es ist einfach geil!
Würdest du es wieder tun?
Absolut. Wer gerne klettert, gern in natürlichen Gewässern schwimmt und auch ein bisschen (mehr) Adrenalin vertragen kann, sollte es ausprobieren. Das Herzklopfen vor dem Sprung vergisst man so schnell nicht mehr.
Alpinsteig „durch die Höll“
Alpinsteig „durch die Höll“ – so nannten es die Einheimischen früher. Aber damals waren die Leute noch schreckhafter, denke ich mir, während wir losgehen. Canyoning und Paragleiten kannten sie auch noch nicht. Das wirklich Höllische an diesem Nachmittag ist der Regen. Zumindest, bis man es zur Hängebrücke schafft.
War die Brücke arg?
Die Brücke ist 50 Meter lang, direkt vor einem 140 Meter hohen Wasserfall, über einem rauschenden Fluss. Wie hoch es ist, merkt man erst, wenn man durch das Gitter unter seinen Füßen schaut. Ab der Mitte fängt es auch ordentlich an zu schaukeln, aber nach dem Wochenende ist das wirklich nur noch ein Spaziergang.
Rafting auf der Salzach
Jeder im Boot hat seine Aufgabe und bekommt während der Fahrt Kommandos von Rafting-Lehrerin Clara. „Und ordentlich paddeln“, sagt sie noch ganz trocken beim Training, „das ist keine gemütliche Bootsfahrt am See.“
Wie nass wird man?
Jeder im Boot hat seine Aufgabe und bekommt während der Fahrt Kommandos von Rafting-Lehrerin Clara. „Und ordentlich paddeln“, sagt sie noch ganz trocken beim Training, „das ist keine gemütliche Bootsfahrt am See.“
Man kriegt schon einiges ab, vor allem, wenn man vorne sitzt. Dass wir am Anfang eine Runde schwimmen, ist eine gute Idee – danach ist es eh schon wurscht. Zum Schluss ist man auf jeden Fall froh, dass es in der Umkleide eine heiße Dusche gibt.
Wie anstrengend ist es?
Rafting ist auf jeden Fall ein richtiges Work-out für den ganzen Körper. Wenn man es öfter macht, bekommt man sicher einen geilen Body – zumindest wenn man auf Trainerin Clara hört und ordentlich paddelt.