Menschen, die oft Füllwörter wie "Ähm" oder "Öh" benutzen, wird gerne nachgesagt, sie wären dumm oder sprachlich unbegabt. Sprachforscher behaupten nun das Gegenteil.
Füllwörter sind... ähm... nichts Schlechtes!
In einem Interview mit dem britischen Independent gehen Sprachwissenschaftler dem Phänomen der häufigen Benutzung von Füllwörtern auf den Grund. Ihrer Meinung nach sind Vorurteile gegenüber den füllenden Wort-Elementen unfair und "durch nichts zu begründen". Viel mehr sei eine häufige Nutzung dieser Wörter ein Zeichen dafür, dass sich das Gegenüber sehr stark mit dem Gespräch befasse und sich mit dem Mitmenschen auseinandersetze, so Sprachforscher Michael Handford, der an Universität Cardiff unterrichtet.
Handfords Ansicht nach wären Füllwörter ein Zeichen für "Höflichkeit" oder dafür, dass der Gesprächspartner die erhaltene Information sorgfältig verarbeite.
"Wenn man zu Menschen so sprechen würde, wie man schreibt, würde niemand verstehen, was man eigentlich sagen möchte. Als Sprecher ist uns oft bewusst, dass unsere Information für das Gegenüber zu kompliziert sein kann. Deswegen benützen wir, recht unbewusst, diese Füllelemente, um dem Gegenüber zu helfen, das Gesagte besser zu verarbeiten."
Kein Grund, mein "Ähm" loszuwerden?
Obwohl besonders jungen Menschen gerne nachgesagt wird, sie würden viele Füllwörter benutzen, hätte sich der Sinn und Nutzen dieser über die Generationen nicht verändert, sind sich Experten einig. Trotz dem schlechten Ansehen wäre nichts dabei, Füllwörter auch weiter zu verwenden.
Theoretisch wäre es auch möglich, die Benutzung solcher Wörter abzutrainieren, davon halten die Experten allerdings wenig - aus sprachwissenschaftlicher Sicht wäre dies schlichtweg unnötig.
Einzig in Prüfungssituationen oder Job-Interviews raten die Forscher davon ab, zu viele Füllwörter zu benutzen. Dies könnte beim Gegenüber das Gefühl erwecken, der oder die Sprechende wäre schlecht vorbereitet - auch, wenn das (wie wir jetzt wissen) eigentlich gar nicht der Fall ist.
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